Papier und Papierprodukte werden energie- und ressourcenintensiv hergestellt. Bäume sind zwar ein sogenannter „nachwachsender“ Rohstoff, doch bis ein Baum die „industriell verwertbare Masse“ erreicht hat, vergehen zwischen 12 und 180 Jahre [1], je nach Baumart und Nutzungszweck. Es liegt also auf der Hand, dass das so ressourcenintensiv hergestellte Papier möglichst oft dem Kreislauf durch Recycling wieder zur Verfügung gestellt wird.
Jeder Bundesbürger verursacht etwa 72 Kilogramm Verpackungsmüll pro Jahr [2] - das sind nur die in der Wertstoff- und Papiertonne entsorgten Verpackungen aus dem privaten Verbrauch. Der Restmüll kommt noch mit hinzu. Plastik, Aluminium und andere Verbundmaterialien machen hier den größten Teil aus. In fast keinem anderen Land der Welt wird so viel recycelt wie in Deutschland. Als „Recyclingweltmeister“ sammeln wir Altglas, Grünabfälle, Verpackungen aus Plastik und Aluminium (Verbundstoffen) sowie Altpapier.
Etwa 15 Millionen Tonnen [3] Altpapier werden in Deutschland über Entsorgungsunternehmen und Altpapierhandel wieder in den Kreislauf zurückgebracht. Besonders durch den wachsenden Onlinehandel fällt mehr Verpackungsmaterial an; wir verbrauchen auch im internationalen Vergleich mehr Papier als andere Länder.
Wir verbrauchen – trotz Digitalisierungstrends – immer mehr Papier und damit auch mehr Bäume. Laut WWF wird inzwischen jeder zweite Baum [4] wird für die Papierindustrie gefällt. Verpackungen machen den Großteil aus. Aber auch Hygiene- und grafische Papiere sowie Bücher, Zeitschriften und Spezialpapiere werden weiterhin in hoher Zahl produziert und verbraucht.
Das Holz für unsere Produkte kommt aus der ganzen Welt, primär aus Skandinavien und Südamerika. Aber auch illegaler Holzeinschlag, Rodungen und die Zerstörung des vielfältigen Lebensraums in den Wäldern sind oft mit unserem Holzkonsum [5] verbunden.
Wenn wir unsere Wälder schützen und Papier verantwortungsbewusster produzieren wollen, müssen wir den Frischfaser-Anteil aus Holz in Papierprodukten reduzieren und den Verbrauch insgesamt einschränken. Im Hygienepapierbereich kann nicht sinnvoll recycelt werden. Versandmaterial und Verpackungen sowie alle weiteren Papierarten können wir dem Recycling zuführen und so einen entscheidenden Unterschied für den Schutz unserer Umwelt machen.
In den letzten Jahrzehnten ist die Industrie sehr viel effizienter beim Recycling geworden. Mittlerweile beträgt der Anteil von Altpapier an der inländischen Papierproduktion rund 75 Prozent [6]. Es wird jedoch noch viel sogenanntes Primärfaserpapier (Fertigprodukte wie Bücher und Zeitschriften) importiert. Es müssen immer noch Bäume für Frischfasern gefällt und aus dem Ausland importiert werden [7].
Für ein nachhaltiges Wirtschaften und den Schutz der Wälder weltweit ist es wichtig, die „Ressource Holz“ zu schonen. Das Einbringen der Grasfaser in die Papierproduktion sorgt bei der Faserherstellung, der Papierproduktion und beim Recycling für nachhaltige Ergebnisse – so nehmen wir den Druck von der Ressource Holz, benötigen weniger Energie und Wasser und sparen CO2! Graspapier ist eine ökologisch sinnvolle Alternative und gut für unsere Umwelt.
Nachdem ein Produkt aus Gras-/Papier seinen Zweck erfüllt hat, kann es recycelt oder kompostiert werden. Man kann es einfach im Altpapier entsorgen. Die Rückgabe in den Wertstoffkreislauf bietet sich bei Papierprodukten immer als der bessere Weg an (statt zu kompostieren). Schließlich möchte man den ressourcenintensiv hergestellten Rohstoff so oft wie möglich nutzen - also wiederverwerten. Altpapier kann man 5 bis 7 Mal recyceln. Danach sind die Fasern nicht mehr stabil genug.
In der Altpapiersortieranlage wird verwertbares Papier von sogenannten Störstoffen wie Heftklammern, Kleberesten, Plastikfolien etc. getrennt und dann zur weiteren Verarbeitung in die Papierfabriken befördert. Mittels „Deinking“ oder „Druckfarbenentfernung“ löst man chemisch die Farbe aus dem Altpapier. Produziert man Verpackungen oder Kartonagen, ist das Herauslösen der Farbreste nicht unbedingt notwendig, da kein hochweißes Endprodukt gefertigt werden soll. Durch das Sortieren der „brauchbaren“ Fasern sowie das Deinking verliert die Altpapiermenge an Masse. Es muss also „mehr Masse“ in den Prozess eingebracht werden, im Schnitt rund 20% mehr.
Auch ein Frischfaseranteil wird häufig für die Stabilität im Endprodukt hinzugefügt. Je nach Qualität der Fasern und Einsatzzweck mischt man den Altpapierfasern für ein neues Produkt in der Regel ein Fünftel frische Zellulose hinzu – genau hier kann man auch die Grasfasern verwenden.
Die Nutzung von Papier als Verpackungsmaterial ist zwar deutlich umweltschonender als die von Plastik, Verbundstoffen oder Aluminium, mit Graspapier kann jedoch eine deutlich bessere Ökobilanz erreicht werden. Denn der Rohstoff ist nicht nur nachhaltiger und leichter verfügbar, sondern kann ganz einfach dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden. Graspapier trägt also auch nach seiner Nutzung aktiv zum Umweltschutz bei.
[1] Umtriebsalter nach Baumart | Wikipedia
[2] Verpackungsmüll-Aufkommen: Statistisches Bundesamt / Steigerung seit 2018
[3] Altpapier: Zahlen des Bundesumweltamtes (Zahlen zur Papierindustrie)
[4] WWF: Papierverbrauch: Zahlen und Fakten
[5] Papier - Wald und Klima schützen (umweltbundesamt.de)
[6] https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/altpapier#vom-papier-zum-altpapier
[7] WWF: https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/papierherstellung-papierkonsum-und-die-folgen-fuer-die-umwelt/
[8] Druckfarbenentfernung –Wikipedia